Vortrag und Diskussion 2008

Im Laufe des Oktober werden die fleißigen Deutschen von ihrer Regierung mit der traurigen Wahrheit vertraut gemacht:
Was vor gut einem Jahr als „US-Hypothekenkrise“ angefangen hat, das hat sich mittlerweile zu einem stückweisen Zusammenbruch des globalen Finanzsystems ausgewachsen. Die Ersparnisse der „kleinen Leute“, die Geschäfte des nationalen Mittelstands, der bekanntlich „unsere Arbeitsplätze“ produziert, und letztendlich „unser aller Wohlstand“ stehen auf dem Spiel. Das bringen Merkel, Steinbrück und eine besorgte Öffentlichkeit in ihrer seltsamen Mischung von Alarm und Beschwichtigung den Leuten bei.
Die Erklärungen des Notstands, die dazu angeboten werden, die Auskünfte über den Zusammenhang zwischen den „Machenschaften“ der globalisierten „Hochfinanz“ und dem privaten Girokonto lassen allerdings schwer zu wünschen übrig. Einigermaßen im Dunkeln bleibt auch, weshalb die machtvollen staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung und Überwindung der Krise regelmäßig am nächsten Tag oder in der Woche darauf wirkungslos „verpufft“ sind und neue, drastischere Interventionen fällig werden, die dasselbe Schicksal erleiden.
Der Herbst 2008 ist wie ein Crashkurs über die Frage, was es heißt, im Kapitalismus zu leben. Schlechterdings alles, das Arbeiten und Kaufen, das Leben und Überleben, ist eine abhängige Variable des Finanzgeschäfts. Wenn Börsianer und Bankiers mit ihrer Bereicherung scheitern, dann scheitert alles – und das ganze Volk ist schlagartig enteignet. Leider hat das Volk in all der Panik gerade keine Zeit, sich mit dieser absurden Vorbedingung seines Alltags auseinanderzusetzen. Es ist vollauf beschäftigt, mit Hoffen und Bangen die Rettung des Finanzsystems zu begleiten, damit alles weitergehen kann wie bisher. Damit es nicht weitergeht wie bisher, nehmen wir uns die Zeit für die Erklärung des Finanzkapitals und seiner Leistungen für die kapitalistische Welt der Arbeit.

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Lesetipp